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W&W Personal­einsatz

Warum Compliance im Bauwesen jetzt wichtiger ist denn je

Compliance – also die Einhaltung von Gesetzen, Standards und interner Regeln – ist längst kein trockenes Randthema mehr. Für Bauunternehmen entscheidet sie heute über Auftragschancen und Wettbewerbsfähigkeit. Wer hier nachlässig agiert, riskiert nicht nur Reputationsschäden und den Verlust wichtiger Geschäftspartner, sondern auch den Ausschluss von öffentlichen Aufträgen oder sogar Bußgelder.

Gesetzliche Anforderungen und Marktbedingungen

Die Liste an Vorschriften wird immer länger: Arbeitssicherheit, Umwelt- und Klimaschutz, Vergaberecht, Mindestlöhne, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, Antikorruptionsmaßnahmen – um nur die wichtigsten zu nennen. Behörden und Auftraggeber prüfen immer häufiger nach, ob Unternehmen ihre Pflichten ernst nehmen.

Wer hier Verstöße riskiert, bringt sein gesamtes Geschäft in Gefahr. Wer dagegen Compliance ernst nimmt, stärkt Vertrauen und sichert langfristig seine Wettbewerbsfähigkeit.

Compliance als Türöffner bei öffentlichen Aufträgen

Besonders im öffentlichen Bauwesen prüfen Auftraggeber vor der Vergabe die Zuverlässigkeit der Bieter. Schon ein einziger Verstoß (etwa wegen Korruption oder Wettbewerbsabsprachen) kann zum dauerhaften Ausschluss eines Unternehmens führen.

Damit wird Compliance zum wichtigen Baustein: Wer sauber aufgestellt ist, hat eine reale Chance auf neue Aufträge – wer nicht, bleibt außen vor.

❯❯ Heute reicht es nicht mehr, ein Bauprojekt technisch perfekt umzusetzen.
Ohne dokumentierte Compliance-Standards
kann kein Unternehmen langfristig bestehen. ❮❮

Andreas Höttler, Vorsitzender des EMB-Wertemanagement Bau e.V.

Typische Risiken im Bauwesen

  • Verträge und Dokumentation: Unklare Regelungen führen zu Streitigkeiten und finanziellen Nachträgen.
  • Lieferketten: Transparenz bei Materialeinkauf und Bezugsquellen ist entscheidend.
  • Arbeitsschutz und Mindestlohn: Verstöße können gravierende Folgen für Auftraggeber und Subunternehmer haben.

Ein funktionierendes Compliance-Management-System strukturiert Abläufe und minimiert Risiken. Regelkonformes Arbeiten ist dabei keine moralische Kür, sondern eine knallharte wirtschaftliche Notwendigkeit.

Normen und Standards

Mit der ISO 37301:2021 existiert seit einigen Jahren ein international anerkannter Standard für Compliance-Management­-Systeme. Er liefert Unternehmen einen klaren Rahmen, wie sie ihre internen Strukturen aufbauen, Risiken identifizieren und wirksame Kontrollmechanismen etablieren. Ob externe Zertifizierung oder interne Selbstbewertung: eindeutig definierte Verantwortlichkeiten und transparente Abläufe zahlen sich langfristig aus.

So wird Compliance zu einem handfesten Instrument zur Risikosteuerung und Vertrauensbildung. Auf der offiziellen ISO-Website ist die Norm einzusehen und zu erwerben (hier klicken).

Gesellschaftliche Erwartungen

Nicht nur der Gesetzgeber schaut hin. Auch Kunden, Partner, Investoren und die Öffentlichkeit erwarten ethisches und transparentes Handeln. Themen wie Korruptionsprävention, Anti-Geldwäsche oder Nachhaltigkeit gehören längst zum Pflichtprogramm. Ein Bauunternehmer berichtete, wie ein potenzieller Investor mitten im Auswahlprozess absprang. Nicht wegen technischer Fragen, sondern weil das Unternehmen kein glaubwürdiges Nachhaltigkeitskonzept vorweisen konnte. „Das hat uns mehr wehgetan als jede technische Reklamation“, meinte er rückblickend.

Bereits geringe Verstöße – selbst wenn noch nicht strafrelevant – zerstören Vertrauen. Und Vertrauen ist in der Bauwirtschaft ein unschätzbares Kapital.

Neue Entwicklungen

Vier zentrale Trends prägen derzeit die Anforderungen:

  • Hinweisgebersysteme: Anonyme Meldemöglichkeiten für Mitarbeitende, Kunden und Stakeholder.
  • Selbstreinigung: Möglichkeit, nach Beanstandungen durch wirksame Maßnahmen wieder für Ausschreibungen zugelassen zu werden.
  • ESG-Anforderungen: Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien, z. B. Lieferkettengesetz und EU-CSRD (ESG-Berichterstattung).
  • Digitalisierung und DSGVO: Automatisierte Tools erleichtern die Projektüberwachung, müssen aber datenschutzkonform sein.

Sonderfall: Zusammenarbeit mit osteuropäischen Subunternehmern

Ein besonders heikles Feld ist die Kooperation mit Subunternehmern aus Osteuropa. Sie sind auf vielen Baustellen unverzichtbar – insbesondere für die effiziente Umsetzung großer Projekte. Gleichzeitig birgt diese Zusammenarbeit besondere Compliance-Risiken, die sorgfältig gemanagt werden müssen: 

  • Arbeits- und Sozialrecht
    Mindestlohn, Arbeitszeiten, Sozialversicherungsbeiträge und Entsenderegelungen müssen strikt eingehalten werden. Fehlende Nachweise, wie A1-Bescheinigungen oder unvollständige Sozialversicherungsdokumente, können schnell zu erheblichen Problemen führen.
  • Scheinselbstständigkeit
    Obwohl Subunternehmer formal selbstständig sind, führt eine Weisungsgebundenheit im Praxisalltag zu hohen straf- und nachzahlungsrechtlichen Risiken für den Generalunternehmer.
  • Korruptions- und Wettbewerbsrecht
    Internationale Lieferketten erhöhen die Gefahr von Preisabsprachen, Dumpingpreisen oder anderen wettbewerbswidrigen Praktiken.
  • Praktische Hürden
    Mögliche Sprachbarrieren, unterschiedliche Rechtskulturen und lokale Arbeitspraktiken erschweren die Umsetzung von Compliance-Maßnahmen.

Ein erfahrener Projektleiter brachte es bei der Recherche auf den Punkt:
„Ich habe einmal beinahe einen wichtigen öffentlichen Auftrag verloren, weil ein Subunternehmer keine vollständigen Sozialversicherungsnachweise vorlegen konnte. Die Bauaufsicht hat das Projekt sofort gestoppt, und ich stand plötzlich als Verantwortlicher da – nicht der Subunternehmer.

Erst nachdem ich auf eine renommierte Agentur mit klaren Compliance-Standards gewechselt bin, lief es wieder rund. Dafür bin ich immer noch dankbar. Heute prüfe ich jeden Nachweis doppelt, bevor jemand die Baustelle betritt. Das kostet am Anfang Zeit, spart mir aber unzählige Probleme und schützt meinen Ruf bei Auftraggebern.

Diese Erfahrung hat mir gezeigt: Auch wenn die Arbeit auf der Baustelle oft die Subunternehmer machen, am Ende liegt die Verantwortung immer bei uns Bauunternehmern. Und nur ein sauberes Compliance-Management gibt die nötige Sicherheit. Das ist kein bürokratischer Luxus, sondern eine strategische Notwendigkeit. Es spart mir Geld und schützt meine Reputation.“

Praktische Checkliste für Bauunternehmer

Bereich
Risiko
Compliance-Maßnahme

Arbeitsrecht / Mindestlohn*

Verstöße gegen Mindestlohn, Arbeitszeit, Schwarzarbeit

  • Lohnerklärungen prüfen
  • Einsatzzeiten dokumentieren
  • Stichprobenkontrollen durchführen
  • Zusammenarbeit mit Vermittlungs­agenturen

Entsenderecht / Sozialversicherung*

Fehlende A1-Bescheinigung, Sozialabgaben, unvollständige Krankenversicherungsnachweise

  • Nachweise einfordern und prüfen
  • Im Bauvertrag dokumentieren
  • Regelmäßige Updates vornehmen

Scheinselbstständigkeit*

Beitragsnachforderungen und Strafen

  • Werkleistungen klar definieren
  • Statusfeststellung durchführen
  • Subunternehmer nur über seriöse Vermittlungsagenturen einsetzen

Arbeitsschutz / Sicherheit

Arbeitsunfälle, fehlende PSA

  • Sicherheitsunterweisungen durchführen
  • Baustellenbegehungen dokumentieren
  • PSA und Sicherheitsausrüstung bereits in Ausschreibung festlegen

Dokumentation / Nachweise*

Fehlende Unterlagen bei Kontrollen

  • Checklisten nutzen
  • Alle Bescheinigungen vor Arbeitsbeginn abfragen
  • Digitale Ablage und regelmäßige Updates

Korruption / Wettbewerbsrecht

Absprachen, Schmiergeld, Dumpingpreise

  • Code of Conduct einbinden
  • Regelmäßig Schulungen durchführen
  • Hinweisgebersystem bereitstellen

Lieferkettensorgfaltspflicht

Verstöße gegen ESG-Anforderungen

  • Risikoanalyse der Lieferkette durchführen
  • Nachhaltigkeitsklauseln in Verträge aufnehmen
  • Audits und Kontrollen regelmäßig durchführen

Sprache / Kommunikation

Missverständnisse, fehlerhafte Umsetzung

  • Deutschsprachige Vorarbeiter einsetzen
  • Übersetzungen und Piktogramme nutzen
  • Regelmäßig Bauabnahmen vornehmen

Kontrolle / Monitoring*

Regeln werden nicht eingehalten

  • Berichtspflicht der Subunternehmer definieren
  • Stichprobenkontrollen durchführen
  • Audits implementieren

* Praxis-Tipp: Für Projekte mit osteuropäischen Subunternehmern besonders relevant sind die Bereiche Arbeitsrecht / Mindestlohn, Entsenderecht / Sozialversicherung, Scheinselbstständigkeit, Dokumentation / Nachweise und Kontrolle / Monitoring, da hier die größten Haftungsrisiken bestehen. Und genau diese Punkte stehen regelmäßig im Fokus von Zoll, Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) und Vergabestellen.

Zuverlässigkeit und Integrität sind im Vergaberecht zwingende Eignungskriterien (§ 122 GWB). Viele öffentliche Auftraggeber verlangen deshalb Compliance-Nachweise, interne Richtlinien (Code of Conduct) oder entsprechende Selbstverpflichtungserklärungen. Dies ist inzwischen eine faktische Grundvoraussetzung für die Zuschlagserteilung.

Bauunternehmer sollten schnell handeln

Compliance ist kein optionales Thema mehr, sondern eine strategische Notwendigkeit. Für Bauunternehmen in Deutschland, insbesondere bei Projekten mit europäischen Subunternehmern, entscheidet ein funktionierendes Compliance-System über Wettbewerbsfähigkeit, Auftragssicherheit und Reputation. Darum solltest du jetzt prüfen, ob dein Compliance-Management wirklich belastbar ist, bevor es ein Auftraggeber tut. 

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